Deshalb sind auch für kein anderes Möbel so vielgestaltige Formen geschaffen worden.
Die Vielfalt der Formen ist im Regelfall durch die spezifische Funktion und Konstruktion sowie durch ästhetische Wünsche bedingt.
Je differenzierter das Sitzbedürfnis, die Sitzgewohnheiten, die Sitzwünsche oder auch Sitzvorschriften sind, desto mehr haben sich verschiedenste Stuhltypen und – formen entwickelt.
Klassifiziert wird der Stuhl nach vier Bauformen, in den Brettstuhl, den Sprossenstuhl, den Zargenstuhl und den Bugholzstuhl.
Als Brettstühle werden jene Sitzstühle bezeichnet, bei denen die schräg gestellten Beine in die durch untergeleimte Riegel verstärkte Sitzplatte eingeleimt sind, und die Rückenlehne mit dem Sitz verzapft ist.
Der Unterschied zu allen anderen Stuhltypen ist der, das die Rückenlehne ein von den Hinterstollen unabhängiges Element ist.
Der Sprossenstuhl basiert auf einer Rahmenkonstruktion aus runden Sprossen, die mittels Rundzapfen in die senkrecht stehenden Stuhlbeine gesteckt sind.
Die Verbindung der Beine durch seitlich eingesetzte Sprossen ist für die Festigkeit unerlässlich. Der Sitz besteht im Regelfall aus einer Platte oder einem Rahmengeflecht, in das sowohl die Stuhlbeine, wie auch die Sprossen zur Rückenbildung eingeleimt sind. Den Rückenabschluss bildet im Normalfall ein massives, der Rückenform angepasstes Querstück.
Als Zargenstuhl wird das Bauteil eines Sitzmöbels bezeichnet, das für den Stuhlaufbau die
entscheidende Rolle spielt.
Die Zargen sind dabei die Teile, die eine feste Verbindung mit den Stuhlbeinen eingehen, und somit das Gestell bestimmen. Als Holzverbindung werden am häufigsten die Schlitz-/Zapfen- oder die Dübelverbindung gewählt.
Die Zargenkonstruktion setzt der Gestaltung der Stuhlformen kaum Grenzen. Diese Konstruktionsweise hat den Formenreichtum im Stuhlbau erst möglich gemacht. Kein anderer Stuhltyp wird den funktionalen Ansprüchen so vollkommen gerecht wie diese Stuhlform. Erst der Zargenstuhl machte die Stapelfähigkeit mehrerer Stühle übereinander möglich.
Der Zargenstuhl ist die dominierende Bauform im Einsatzbereich Objekteinrichtung und Gastronomiemöbel.
Als Erfinder des Bugholzstuhles gilt der Schreiner Michael Thonet aus Boppart, der um 1830 diesen Stuhltyp ersann. Dieser Typ ist allgemein als „Thonet-Stuhl“ bekannt.
Der Art der Herstellung leitet sich aus dem Namen ab. Wenn Buchenholz der Einwirkung von überhitztem Wasserdampf ausgesetzt wird, verliert es seine ursprüngliche Festigkeit und kann zu Formen gebogen werden.
Beim Erkalten und Trocknen behält das Buchenholz die ihm in Wasserdampf gegebene Form ohne seine ursprüngliche Zähigkeit und Elastizität zu verlieren.
Der Bugholzstuhl verzichtet bei seiner Erstellung vollkommen auf die traditionellen Holzverbindungen, wie Zapfen oder Dübel, sämtliche Verbindungen werden mittels Verschraubung erzielt.
Konstruktionsdetails, Häufigste holzverbindungen im gestellbau
Gerade im Gestellbau haben sowohl die traditionelle Vollholzverbindung als auch modernere
Massivholzverbindungen ihren Platz und tragen, je nach vorliegendem konstruktiven Gesichtspunkt, den Eigenschaften des Werkstoffes „Holz“ Rechnung.
Ein besonderes Augenmerk für die Auswahl der geeigneten Verbindung erhält dabei der Aspekt der Festigkeit.
Die Festigkeit ist dabei ein Maß für die Haltbarkeit der Verbindung von verbundenen Bauteilen, die Biege-, Zug- und Druckkräfte auffangen und neutralisieren soll.
Unterstützt wird die Haltbarkeit zusätzlich durch eine fachgerechte Verleimung der gewählten Verbindungsart.
Eine korrekt fertiggestellte Verleimung liegt dann vor, wenn die Festigkeit der Leimfuge höher ist als die des benachbarten Holzquerschnittes, d.h. es reißt eher die Holzfaser als dass die Leimfuge bricht.
Die traditionelle Schlitz- und Zapfenverbindung ist die am häufigsten verwendete Holzverbindung im Stuhlbau.
Der Schlitz sitzt in aller Regel am aufrechten Bauteil, der Zapfen damit am quer verfallenden Bauteil.
Vor der Verleimung wird der Zapfen in seiner Stärke verdichtet, bei beidseitiger Angabe des Leimes an die Zapfenfläche und im Zapfenloch beginnt der Zapfen nach dem Zusammenstecken im Schlitz zu quellen, so dass eine kaum lösbare Verbindung entsteht.
Dübelverbindungen sind Verbindungen, die dann eingesetzt werden, wenn horizontale Bauteile miteinander verbunden werden
Dübel sind geriffelte runde Holzstäbe, die zur Verbindung von Stuhlteilen in passende Bohrlöcher eingeleimt werden.
Es können auch z.B. Quelldübel eingesetzt werden, die den gleichen Effekt wie ein verdichteter Zapfen erzielen.
Der Minizinken ist eine moderne Verbindungsform, die nach dem Prinzip der Keilklemmung funktioniert. Selbst im unverleimten Zustand lässt sich eine verpresste Verbindung kaum noch lösen.
Die Verbindung über Mini-Keilzinken wird dann gewählt, wenn zwei Bauteile mittels einer Gehrung zusammengeleimt werden sollen.
Minizinken ergeben eine stabile Rahmeneckverbindung. Zur Verstärkung dieser Verbindung ist häufig ein von außen unsichtbarer Dübel in die Verbindungskante integriert.